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Wie deine Sehnsucht Wirklichkeit wird

Wie deine Sehnsucht Wirklichkeit wird

Eine Möglichkeit, wie es gelingt, das Bekannte hinter sich zu lassen und das Neue zu wagen

Deine Fantasie schlägt Purzelbäume und du malst dir farbig aus, wie es wäre, wenn du endlich tun würdest, wonach du dich schon lang sehnst… eine abenteuerliche Reise, einen Jobwechsel, eine Partnerschaft eingehen, ein Buch schreiben, einen Berggipfel besteigen…

Was auch immer die gewünschte Veränderung ist, du wirst sie nur erreichen, wenn du losziehst. Du siehst aus der Ferne schon das Sprungbrett am See, aber wenn du näherkommst, ist es zu hoch, zu gefährlich, das Wasser zu kalt…

Du zögerst, Angst bremst dich aus und schon sind sie alle wieder da, die hinderlichen Glaubenssätze! Ich schaff das nicht, weil ich nicht gut genug bin, weil mir immer alles zu viel wird, weil ich zu fein für diese Welt bin, weil ich für immer ein Angsthase oder eine Mimose bleibe. Und überhaupt, was würden die anderen denken…

Gerade für hochsensible Menschen ist Veränderung oft noch eine grössere Herausforderung, als sie sowieso schon für alle darstellt. Veränderung erfordert, dass wir Gewohntes und mit ihm auch Vertrautes, Sicherheit sowie Kontrolle loslassen. Alles Dinge, die hochsensible Menschen vor ständiger Reizüberflutung effizient bewahren und deshalb gleichzeitig nützlich und hinderlich im Alltag sind!

Damit will ich nicht sagen, dass hochsensible Menschen nicht über Werkzeuge verfügten, Neues zu wagen. Nein, ganz im Gegenteil! Talente wie vernetztes Denken, Weitsicht und ein gutes Gespür für Zwischentöne sind im Grunde genommen eine wunderbare Voraussetzung für das Gelingen zukünftiger Projekte. Jedoch ist die Angst, die Begleiterin auf jedem neuen Weg ist, durch die emotionale Intensität bei hochsensiblen Menschen oft so gross, dass sie die Sehnsucht nach neuen Ufern sofort ausbremst.

Angst weckt das innere verletzte, sensible Kind, das früher oft erfahren hat, dass es anders ist und damit nicht gut genug: zu schüchtern, zu langsam, zu verträumt… Damit liegt es auf der Hand, in alte Muster zurückzufallen, Sicherheit und Kontrolle vorzuziehen, sich anzupassen. Und damit geht der Wunsch nach Veränderung wieder einmal bachab…

Wie du die Angstbremse lösen und alte Glaubenssätze überwinden kannst, davon berichte ich im Folgenden:

Das Jahr ist jung und vieles noch möglich, deshalb erscheint mir dieses Thema heute sehr passend. Eines ist klar, um trotz Angst der eigenen Sehnsucht zu folgen und den Sprung ins Wasser zu wagen, braucht es Unterstützung!

Dass wir uns diese Unterstützung selbst geben können, habe ich kürzlich wieder einmal eindrücklich erlebt, und davon möchte ich erzählen:

In der Zeit zwischen den Jahren war ich persönlich intensiv mit meinen inneren archetypischen Anteilen unterwegs. Und es war für mich unbeschreiblich heilsam, wieder einmal bewusst zu spüren, dass wir so viel mehr sind als das innere verletzte Kind!

Wie uns die moderne Psychologie lehrt, sind wir keine «Einheit», sondern eine «Ganzheit» aus unterschiedlichsten Persönlichkeitsanteilen (Ego-States). Sie alle haben eine andere Sicht auf eine Sache und lassen uns wunderbar verschiedenste Perspektiven auf unser Projekt «Sehnsucht» einnehmen.

Deshalb ist es während der Verwirklichung des Projekts sinnvoll, immer das gesamte innere Team zu Wort kommen zu lassen. Das ist zugegebenermassen kein kleines Unterfangen und es führt oft dazu, dass die dominantesten Persönlichkeitsanteile die lautesten sind, allen voran der innere Kritiker.

Um sich deshalb unliebsame «innere» Konflikte zu ersparen, kann es in gewissen Situationen hilfreich sein, sich auf unterstützende Persönlichkeitsanteile zu beschränken, zum Beispiel auf stärkende archetypische Anteile aus dem kollektiven Bewusstsein, die wir vorwiegend aus Mythen und Märchen kennen.

Dank der Archetypen, wie zum Beispiel der wilden Frau oder der alten Weisen, verbinden wir uns mit Urkräften und mit all jenen, die vor uns schon denselben Weg mit exakt dieser Energie gegangen sind. So stärken wir uns durch die kollektive Kraft und Weisheit für unser ganz persönliches Vorhaben.

Die männlichen Leser mögen es mir nachsehen, dass ich im Folgenden, stets die weibliche Form dieser archetypischen Bilder verwende. Selbstverständlich gibt es aber immer auch das männliche Pendant dazu.

Der Archetyp der wilden Frau schenkt uns Vertrauen, lehrt uns gut geerdet der eigenen inneren Stimme zu vertrauen und gängige Konzepte in Frage zu stellen. Die wilde Frau in uns ermutigt, der eigenen Intuition zu folgen und selbstbestimmt zu handeln. Dies sind Aspekte, die absolut dienlich sind, um ein neues Projekt zu verwirklichen. Verbinde dich deshalb in der Vorstellung mit deiner inneren wilden Frau, stell dir vor, wie du in ihrer Kraft dein Vorhaben umsetzen würdest, und du wirst wirkungsvolle Ideen entwickeln, wie du selbstbestimmt die Umsetzung deines Projekts verwirklichen kannst.

Ich persönlich habe von meiner inneren wilden Frau gelernt, mich oft und bewusst zu erden, wenn ich ein neues Projekt in die Welt bringen will. Als hochsensible Frau geht oft die Fantasie mit mir durch und lässt mich regelrecht in der Luft hängen. Genau dann kommen die Angst und die Befürchtung, es doch nicht zu schaffen. Wenn ich aber in diesem Moment mich durch Erdungsübungen wieder auf den Boden hole und mir bewusst mache, dass mich die Erde immer trägt. Dann bin ich wieder im Vertrauen. Dann habe ich Zugang zur wilden Kraft in mir und kann selbstbestimmt meinen Weg weitergehen.

Trotzdem werden auf meiner Reise zu neuen Ufern weitere Zweifel kommen, das weiss ich aus Erfahrung schon sehr genau. Dann ist es an der Zeit, durch einen anderen Archetyp eine veränderte Perspektive auf mein Projekt einzunehmen.

Vielleicht ist es die innere Kriegerin, die mich ermutigt, für mein Projekt einzustehen, auch wenn Gegenwind aufkommt. Wir alle kennen sie bestens, die kritischen, «wohlgemeinten» Fragen aus dem eigenen Umfeld, die eine lähmende Wirkung auf alle haben und ganz besonders auf hochsensible Menschen, die äussert feinfühlig die Befürchtungen nahestehender Personen wahrnehmen. In solchen Momenten ist es für mich wichtig, die innere Kriegerin in meiner Vorstellung an die Hand zu nehmen und für mich und mein Projekt klar einzustehen, um nicht frustriert den Rückzug anzutreten.

Vielleicht ist es die innere Künstlerin, die mich einlädt, spielerisch vorzugehen, zu experimentieren und sogar im Scheitern unerwartete Möglichkeiten auszuloten. Schon ist dann meine Angst vor Fehlern viel kleiner und ich kann mir wieder erlauben, Spass an der Umsetzung meines neuen Vorhabens zu haben.

Vielleicht ist es die innere Wandlerin, die weiss, dass durch die Schöpfung von Neuem immer auch etwas Altes sterben muss. Die innere Wandlerin hole ich mir immer dann zur Hand, wenn ich merke, dass ich auf meinem Weg zum Neuen nicht mehr vorankomme. Dann gilt es oft, etwas Altes bewusst zuerst zu verabschieden, um befreit aufs Neue zuzugehen.

Vielleicht ist es die innere Mutter, die uns Selbstfürsorge und Geduld vermittelt und uns tröstet, wenn wir hingefallen sind. Auch das kann auf dem Weg zu neuen Ufern geschehen, und wenn wir uns da nicht selbst wieder aus dem Sumpf ziehen, wird vermutlich unser Projekt dort für immer versinken. In solchen Momenten bin ich versucht, äusserst hart mit mir ins Gericht zu ziehen und kein gutes Haar an mir zu lassen. Dann tut mir die innere Mutter unglaublich gut.

Vielleicht ist es die alte Weise. Sie steht für Klarheit und Wahrheit. Sie löst im Märchen einen Bann auf oder erteilt wundervollen Rat. Sie inspiriert mich, wenn es knarzt, Lösungen auf einer ganz unerwarteten Ebene zu suchen und zu finden sowie die übergeordnete Dimension meines Vorhabens im Aug zu behalten. Nämlich die Antwort auf die Frage «Warum tue ich, was ich tue?»

Diese Beispiele sind selbstverständlich nur ein kleiner und unvollständiger Einblick in die Arbeit mit Archetypen und deren Wirkung für die Verwirklichung unsere Sehnsüchte.

Ich hoffe jedoch, damit ein klein wenig die Lust geweckt zu haben, die stärkenden archetypischen Persönlichkeitsanteile zu erforschen und zu Rate zu holen, wann immer du auf deinem Weg zu neuen Ufern in diesem Jahr ins Stocken kommst, sei es beim Sprung ins kalte Wasser, beim Durchalten während des Schwimmens oder beim Finden des passenden Hafens, um dein Projekt sicher zu vollenden.

Mehr Informationen zu den inneren archetypischen Anteilen finden sich im Buch von Sandra Waldermann-Scherhak: Rauhnacht-Rituale für Frauen, 2019.

Über den/die Autor*in

Claire Schubnell ist Systemisch Lösungsorientierte Kunsttherapeutin LOMSYS® sowie Körperzentrierte Psychologische Beraterin IKP und arbeitet mit hochsensiblen Erwachsenen und Kindern in Einzelberatungen und Austauschgruppen in ihrem Atelier in Bern oder online. Aktuell startet anfangs 2024 die Gruppe für hochsensible Frauen neu als Reise ins Reich der weiblichen Urkraft und in die eigene Mitte. Mehr dazu auf meiner Website.

Infos unter www.claireschubnell.ch

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